Pie Town - Ghost Ranch
Auf dem Weg von Pie Town, wo das legendäre Toaster House uns eine Nacht beherbergt hat, geht es nach Grants. Da sich Ihre Füße immer weiter mit Blasen ausstatten, bestellt sie sich Ihre bisher geliebten Wanderstiefel nach Grant.
Auf dem Weg dorthin gibt es zum ersten mal richtig Regen. Somit kommen wir ordentlich naß in Grants an.
Auch ich habe mir diverse Ausrüstung nach Grants bestellt. Eine neue Iso-Matte, Handschuhe, Socken und eine wärmere lange Unterhose. Ich brauche einfach mehr Wärmeleistung. Gerade Nachts. Nach zwei Tagen Pause um sowohl Ihre Füße etwas heilen zu lassen als auch auf noch fehlende Pakete zu warten, laufen wir weiter. Wir haben die Stadt noch nicht verlassen, da fühlt sich meine Partnerin gar nicht mehr gut. Der Magen. Sie bleibt noch etwas in Grants, möchte aber das ich da jetzt keine Rücksicht nehme und weiter laufe. Also trennen sich unsere Wege.
Zu Anfang blicke ich immer noch recht sorgenvoll zurück und überlege doch wieder zurück zu gehen. Doch als dann der Trail die Straße verlässt und ein Hochplateau erreicht, fühle ich mich endlich wieder mal wohl.
Als ich über Mount Taylor steige, laufe ich das erste mal auf Schnee. Äußerst ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Es ist halt mal wieder ein High Level Snow Year. Die Strecke ist wirklich der Hammer. Sowohl was den Berg angeht, als auch die Wüstenstrecke dahinter. Es geht durch eine völlig zerfurchte und zerklüftete Landschaft mit tollen Farben und viel viel Ruhe.
Als ich mich langsam Cuba nähere würd mir klar, das ich nicht mehr mit meiner Freundin zusammen sein möchte. Nicht nur wegen Ihren Schwierigkeiten auf dem Trail. Wir verstehen uns sowieso seit einer Weile schon nicht mehr richtig gut. Ich fühle mich auch in Ihrer Gegenwart nicht mehr wohl. Die Gedanken darum quälen mich sehr. Denn wirklich schön ist es nicht eine Beziehung auf dem Trail zu beenden. Doch was ist in so einer Situation besser? Ein Ende mit schrecken? Oder ein Schrecken ohne Ende? Und was wäre fair? Mit Ihr zusammen zu bleiben obwohl ich keine Gefühle mehr habe?
Ich entscheide mich für den ehrlichen und direkten Weg. Und so beende ich die Beziehung im Motel in Cuba.
Um ein wenig Abstand zu halten bittet Sie mich einen Tag länger in der Stadt zu bleiben und Sie vorlaufen zu lassen.
Die erste Mini Etappe aus der Stadt ist nur 8 Meilen. Da es danach keine offizielle Wasserquelle mehr gibt und ich mir ja eh Zeit lassen sollte, campe ich dort und genieße einen Nachmittag im Zelt. Der Trail führt im Anschluss wieder auf ein Hoch Plateau. Da dort oben noch jede Menge Schnee liegt, wäre auch genug Wasser da gewesen um weiter zu laufen. Egal. Locker und beschwingt laufe ich über den Trail und passe bei einem kleinen Flüsschen nicht so gut auf. Ich hüpfe von Stein zu Ste…. Und schwupp rutsche ich aus und liege im kalten Wasser. Schnell rappel ich mich auf. Meine ganze linke Seite ist klitsch nass. Blöd. Denn es ist nicht gerade warm und keine Sonne am Himmel. Also geht es in nassen Klamotten weiter. Die trocknen schon beim laufen. Dann liegt auf einmal eine weite mit Schnee und Eis überzogene Ebene vor mir. Mitten durch fließt das Schmelzwasser. Direkt durch denk ich mir und versinke bis etwas über die Knöchel im eiskalten Wasser. Das Eis trägt nicht. Anstatt doch auf dem Schnee drumherum zu laufen quäle ich mich durch das kalte Nass.
Am Nachmittag fängt es dann an zu schneien. Und hört erstmal nicht mehr auf. Ich schaffe es noch etwas an Höhe zu verlieren und schlage mein Zelt auf 9000 Fuß höhe auf.
Die Nacht wird arschkalt. Aus dem bisschen Schnee wird in der Nacht ein mittlerer Schneesturm. Ich friere die halbe Nacht durch und kann entsprechend nicht schlafen. Das ist aber auch ganz gut so, denn der Schnee bringt die Zeltwände zum durchbiegen. Immer wieder muss ich mit der Hand den Schnee vom Zelt drücken damit die Last nicht zu viel wird. Also alleine Nachts in einem Schneesturm…. Das macht wirklich Angst.
Am nächsten Morgen ist der Spuck zum Glück vorbei. Zurück bleibt eine wunderschöne und kalte Schneelandschaft. Beim einpacken frieren meine Hände so schlimm, das jede Bewegung höllisch schmerzt. Jetzt nur nicht den Trail verlieren, denk ich mir. Also schaue ich ständig auf mein Smartphone um zu navigieren. Ich laufe bergab und somit nimmt auch der Schnee immer mehr ab. Schon nach wenigen Stunden laufe ich wieder auf normalem Boden. Was die Höhenmeter so ausmachen können. Von zu wenig schlaf völlig erschlagen rase ich über den Trail. Ich möchte zum Mittag schon an der Ghost Ranch ankommen. Sportliche 20 Meilen, die ich normalerweise für einen ganzen Tag eingeplant hätte möchte ich also in der hälfte der Zeit laufen.
Tatsächlich komme ich um kurz nach eins an. Fürs Mittagessen leider schon etwas zu spät, dafür treffe ich einen anderen Hiker und wir teilen uns kurzerhand ein Zimmer anstatt auf dem Campingplatz zu zelten.
Ich bin echt fertig nach diesem Gewaltmarsch und genieße sehr lange die heisse Dusche. Viele Hiker hier haben schon Ihre Schneeschuhe dabei. Spätestens ab Chama, der nächsten Stadt, ist ein weiterkommen ohne die Dinger wohl nicht mehr empfehlenswert. Ich beschließe mir welche nach Chama zu bestellen. Dort wollen sich auch meine Ex-Freundin und ich wieder treffen. Da ich mir denke das sie sich keine bestellt hat, ordere ich direkt zwei Paar.