Ghost Ranch - South Fork

Nach einer sehr guten Nacht im warmen Bett laufe ich bei bestem Sonnenschein wieder los. Ein kleines Stück durch eine Schlucht bevor es steil nach oben geht. Dort hat die Schneeschmelze ganze Arbeit geleistet. Es geht über viele Dirtroads die vom Wasser völlig auf und durchgeweicht sind. Mir machen die nassen und dreckigen Füsse zwar nichts aus, nur das der Lehmboden unter den Schuhen haftet wird zur Herausforderung. Die Füße werden immer schwerer, ich laufe quasi auf Plateausohlen und rutsche entsprechend mehr als das ich laufe. Das gehen wird mega anstrengend. Immer wenn es mal wieder leicht bergauf geht mache ich zwei Schritte vor und rutsche einen nach unten.
Die Nächte werden hier oben wirklich kalt. Und am nächsten Tag laufe ich schon wieder auf über 10.000 Fuß (3000 Meter). Hier oben ist die Schneedecke komplett geschlossen. Die Landschaft ist ein Traum. Am morgen lässt es sich auch noch gut auf dem Schnee laufen, doch ab der Mittagszeit sinke ich immer wieder tief ein. Meine Beine werden langsam immer schwerer. Nachts geht es hier im Zelt auf Minus 10 Grad runter.
Dem Trail folge ich zumeist über die Fußspuren der anderen Hiker vor mir. Nur auch die waren sich nicht immer ganz einig wo sie lang wollten. Die Spuren teilen sich immer öfter und so laufe ich mehr oder minder meinen ganz eigenen Trail durchs verschneite Unterholz.
Dann komme ich an einen Schneefreien Steilhang. Die Aussicht ist gigantisch. Der Trail entpuppt sich als äusserst schwierig. Der Boden klebt wieder unter den Füssen und ich rutsche auf dem schrägen Untergrund immer wieder gefährlich nah an den Abhang. Adrenalin pur.
Mit einigen Hikern laufe ich mittlerweile parallel. Als ich Abend mein Zelt auf dem letzten Schneefreien Plätzchen aufschlage kommen alle an mir vorbei. Ich wusste gar nicht, das ich vorweg gelaufen bin.
Da ich Nachts wieder recht häufig wach werde weil es arschkalt ist, laufe ich mit den ersten Sonnenstrahlen los. Die letzten Meilen bis zum Highway und dem Ende dieser sehr anstrengenden Etappe.
Ich komme Mittags am Highway an und werde auch schon nach ner halben Stunde mitgenommen. Ich freue mich riesig auf die kleine Stadt Chama und die Erholung die ich dringend nötig habe.

Unser erneutes zusammentreffen ist zwar von der Stimmung her recht kühl, doch wir können uns noch normal unterhalten und nehmen uns sogar ein Motel Zimmer zusammen. Sie ist einen Tag vor mir in Chama angekommen. Wir sitzen bei Burger und Bier zusammen und tauschen unsere Erfahrungen der letzten Tage aus.
Der Trail wird von hier aus nicht einfacher. Die Hauptroute ist wegen den Schneemassen mehr als riskant. Alleine weiterlaufen wollen wir beide nicht und beschließen wieder zusammen weiter zu gehen. Ausserdem freut sie sich das ich Ihr Schneeschuhe mit bestellt habe.
Nach zwei Erholungstagen geht es zurück auf den Trail. Der Rucksack ist proppe voll. In Chama habe ich meine Ausrüstung nochmal aufgestockt. Zum Glück ist unsere De-Tour ( Umgehung der normalen Route) nicht besonders lang und ich muss nicht so viel Essen schleppen.
Die alternativ Route verläuft fast parallel zum eigentlichen Trail, dafür aber bei weitem nicht auf der gleichen höhe. Auch wenn es überwiegend nur auf Straßen oder Dirt Roads geht, ist die Umgebung unglaublich schön. Die erste Nacht sind wir auf einem normalen Campingplatz. Obwohl nicht sehr hoch gelegen wird es Nachts wieder richtig kalt. Morgens ist das Zelt von aussen und innen gefroren. Die ersten Stunden auf dem Trail erinnern mich sehr an Strip-Poker. Es wird langsam immer wärmer, also muss immer wieder eine Schicht des Zwiebel Systems dran glauben.
Zur Mittagspause kommen wir an einem Fischerdorf an. Tatsächlich hat ein Café auf mit super Burgern und wir dürfen sogar im Hinterhof unsere Sachen trocknen. Sehr Hiker freundlich hier.
Die Füße meiner Begleiterin sehen schon wieder sehr schlimm aus. Sie taped ihre Füsse in mehreren Schichten um weiterlaufen zu können.
Es geht wieder in die Berge und wir gewinnen schnell an Höhe. Am frühen Nachmittag beginnt es es dann zu schneien. Doch schnell wird aus ein bisschen Schnee ein richtiges Schneetreiben. In einer kleinen Bergniesche bauen wir schnell unsere Zelte auf. In einen weiteren Schneesturm wollen wir beide nicht geraten. Kurz nachdem wir uns in unsere Zelte verkrochen haben wird es aber schon wieder weniger. Naja, jetzt auch egal und wir bleiben wo wir sind.

Als ich am nächsten morgen meine ersten Schritte auf den verschneiten Trail setzte rutsche ich prompt auf einem gefrorenem Stück aus und lande auf meinem Allerwertesten. Aua… so bin ich jetzt wenigstens wach. Es tut aber echt weh sich mit kalten Knochen auf den Arsch zu legen. Es geht weiter nach oben und damit nimmt die Schneemenge weiter zu bis die Decke wieder geschlossen ist. Nach einer Pause an einer wunderschönen Berghütte und der atemberaubenden Schneelandschaft geht es zum ersten mal in die Schneeschuhe. Echt witzig dadrin zu stecken. Die ersten Schritte sind noch etwas wacklig, doch nach ein paar Minuten bin ich voll drin und kann prima laufen. Auf dem weichen Schnee ist das wirklich viel angenehmer und vor allem sicherer.
Nach ein paar Stunden geht es dann auf einer vom Schnee geräumten Dirt Road weiter. Und endlich mal wieder Bergab. Meine Begleiterin hat starke Schwierigkeiten mit Ihren Füssen und kann kaum noch laufen. Ich nehme Ihr die Schneeschuhe vom Rucksack ab. Damit sie etwas leichter unterwegs ist. Doch dann passiert es, vor Schmerzen übergibt sie sich letztendlich.
Auf der Dirt Road ist zum Glück ein regelmäßiger Verkehr und so halten wir den Daumen raus und werden auch vom ersten Auto mit bis zum Highway genommen. Dort zelten wir auf dem Campingplatz.