Tag 10 Sarek National Park

Auf gehts in den Sarek! Hoch motiviert schwinge ich meinen Rucksack auf den Rücken und überquere eine kleine Bergkette. Die Aussicht auf den großen Fluss, den ich mit der Fähre überquert habe, ist dabei genial. Dahinter erwartet mich ein Mini Fischer Dorf in dem es sogar ein kleines Café gibt. Das überspringe ich allerdings. Habe keine Lust zu warten. Da es erst um 10 Uhr aufmacht. Den kleinen Fluss überquere ich in einem kleinen Boot, das mit je einem Seil am jeweiligem Ufer fest ist und ich mich so darüber ziehen kann. Am Ufer eines lang gezogenen Sees Marschiere ich durchs Unterholz. Der kleine Trampelpfad reist immer wieder ab und ich laufe querfeldein. Das nervt mich ehrlich gesagt ziemlich. Immer wieder kommen Sumpf Gebiete oder dichte Sträucher behindern das weiter kommen.

 Ich bin fast froh als ich den nächsten pass erklimme und das ein Ende hat. Von hier hab ich eine großartige Aussicht über das langgezogene Tal. Rechts liegt der Staudamm den ich eigentlich als Eintrittsweg nutzen wollte. Nach links liegt eine zerklüftete, vegetationsarme, felsige Landschaft. Mmhhh, so richtig begeistert bin ich gerade nicht. Allerdings ist meine Laune durch die letzte Strecke eh etwas am unteren Ende. Ich mache mich daran das Tal diagonal, der Länge nach, zu durchqueren. Einen Trail gibt es hier wirklich nicht. Hin und wieder bin ich mal auf einem Trampelpfad der immer wieder abreißt. Auf der anderen Seite des Tals erwartet mich dann wieder eine sumpfige Ebene nach der anderen. Abgelöst nur durch fast undurchdringliche, niedrige Sträucher und Felsen. Nach und nach wird die Route dann etwas einfacher und ich finde einen tollen Lagerplatz. Am Bach wasche ich noch ein paar meiner Sachen und natürlich mich. Dann läuft noch ein weiterer Wanderer an mir vorbei. Er kommt natürlich auch aus Deutschland und wir quatschen noch eine ganze Weile. Dann verkrieche ich mich in mein Zelt.

Tag 11

Gut gelaunt aber noch schlaftrunken wache ich auf. Schon halb acht. Mit viel Ruhe packe ich meinen Rucksack und genieße mein Frühstück. Das loslaufen macht endlich mal wieder richtig Spaß. Ich überquere die nächste Bergkette und laufe im Anschluss wieder einmal an einem großen See entlang. Wirklich viel Abwechslung bietet mir der Sarek da nicht. Nach einer Hochebene geht es für mich steil bergab zu einem großen Fluss der sich immer wieder in mehrere Arme aufspaltet. Die Querung ist wirklich eine Herausforderung. Das Wasser ist arsch kalt und geht mir bis fast in den Schritt. Drüben angekommen muss ich mich wieder durch Sumpf und Büsche kämpfen. Ich hasse das. Endlich laufe ich dann mal wieder durch einen kleinen Birkenwald und genieße die Aussicht auf den Fluss. 

Meine Stimmung schwankt immer wieder zwischen Begeisterung und, ja was eigentlich? Vielleicht ist es Ärger. Ärger darüber nicht einfach normal schnell laufen zu können und dabei nicht immer voll konzentriert zu sein wo ich hintrete oder um die Balance zu halten. Nach dem Wäldchen geht es wieder durch Sumpf und fast undurchdringliches Buschwerk. Ich schreie und fluche den ganzen Ärger heraus. Ich versinke bis weit über die Knöchel im Modder und die Sträucher machen ein vorankommen sehr schwer. Ich finde eine kleine Anhöhe und baue frustriert mein Zelt auf. So schön abwechslungsreich der Tag auch war, richtig grün werde ich auch heute nicht mit dem Sarek. Dafür liebe ich es zu sehr einfach zu hiken, also laufen zu können.

Tag 12

Um halb sechs werde ich von komischen Geräuschen geweckt die ich so gar nicht einordnen kann. Ich Linse aus meinem Zelt. Eine Rentier Herde hat es sich ebenfalls auf der Anhöhe gemütlich gemacht und ist friedlich am grasen. Das wars wohl mit schlafen, denn leise sind die nicht gerade und stehen direkt neben meinem Zelt. Ich beobachte sie unter der Zeltkante heraus und mache ein paar Bilder. Als sie weitergezogen sind, klettere ich aus meinem Schlafsack und frühstücke. Oder eher umgekehrt. Mein Weg startet direkt mit einer eiskalten Erfrischung. Ich muss durch Knie tiefes, eiskaltes Wasser. Ungefähr 15 Meter ist der Fluss breit. Meine Beine und Füße erfrieren fast und es tut echt weh. Um aus dem Sarek wieder raus zu wandern, versuche ich das obere Ende des Rapadalen entlang zu wandern.

 Als ich versuche am Fluss entlang zu kommen, versinke ich Wort wörtlich im Sumpf. Dann versuche ich mich durch dichte Sträucher und wieder Sümpfe auf etwas mehr Höhe zu bringen. Ich muss ganz schön hoch steigen um überhaupt irgendwie voran zu kommen. Hin und wieder kann ich ein paar Rentier Pfaden folgen. Mehrere Male muss ich wieder absteigen, weil das Schmelzwasser tiefe Schluchten in den Berg gefressen hat, die ich nicht überqueren kann. Dann endlich, nach einem weiteren solchen Manöver komme ich auf das Hochplateau über das ich mein Tagesziel, eine Brücke, erreichen kann. Doch auch das Plateau erweist sich als buschig und sumpfig. Nach endlosen Flüchen meinerseits erreiche ich endlich die Brücke. Sie führt über einen reißenden, grandiosen Gletscherfluß. Auf der anderen Seite schlage ich erschöpft mein Lager auf. Gerade als das Zelt steht, fängt es leicht an zu nieseln. Mein erster „Regen“ auf dem Trail, der nach wenigen Minuten auch schon wieder aufhört.

Tag 13

In der Nacht regnet es immer wieder ein bisschen, daher schließe ich mein Zelt komplett auch wenn das bedeutet, das ich morgens mit Kondenswasser wach werde. Ich habe mir mal wieder einen Wecker auf sechs Uhr gestellt um möglichst früh loszukommen und den Sarek endlich zu verlassen. Der Weg führt mich über eine lange Ebene die immer wieder von kleinen Flüssen und Sumpfgebieten unterbrochen wird. Nach einem kleinen Hügel gehts dann endlich Berg ab zurück zum Kungsleden. Da steht nur mal wieder ein enormes Dickicht zwischen mir und dem Trail. Doch das Glück ist mit mir. Nach nur ein paar Schritten stoße ich auf eine Forststraße oder so was. Überglücklich folge ich ihr den ganzen Berg hinunter und tatsächlich stößt sie direkt auf den Trail. Von dort ist es nur ein kleines Stück bis zur Partestuga, einer kleinen Hütte wo ich eine Pause mache. 

Dann sind es nur noch 18 km bis nach Kvikkjokk. Seit zwei Tagen tun mir jetzt schon die Sehnen in den Füßen weh. Das Auftreten und vor allem das abrollen tut mittlerweile ganz schön weh. Trotzdem fliege ich, voller Vorfreude auf die Fjällstation, nur so über den Trail. Der hat sich ganz schön gemacht und führt jetzt durch einen traumhaft schönen, lockeren Wald mit kleinen Bächen und Seen. Ich bin echt geschafft als ich die Station erreiche. Auf den letzten Metern treffe ich Luca wieder, der nur ein paar Stunden vor mir angekommen ist. Gemeinsam stürmen wir das Abendessen und essen beide zum ersten Mal Elch. Den Abend lassen wir mit noch zwei anderen Hikern bei netten Trail Storys ausklingen. Echt schön.

Tag 14

Mir ist schlecht! Mitten in der Nacht werd ich immer wieder wach, weil mir spei übel ist. Ich Zelte vor der Fjällstation. Damit ist das Klo zu weit weg. Und mit Durchfall gehts ab in die Büsche. Glaubt mir das braucht keiner. Beim Frühstück halte ich mich sehr zurück. Mehr als zwei Knäckebrot und einen Tee kriege ich nicht runter. Nachdem ich dann noch mehrmals das WC besucht habe ziehe ich völlig fertig in mein Zelt zurück und kann tatsächlich etwas schlafen. Um die Mittagszeit bekomme ich dann Besuch von Luca und noch nem weiteren deutschen Paar, das wir immer wieder auf dem Trail getroffen haben. Sie schauen wie es mir geht. Nach ein paar Minuten muss ich mich dann zum übergeben in den Wald verziehen. Das braucht auch keiner. Nachdem ich mir die Sache nochmal durch den Kopf hab gehen lassen, sacke ich entkräften im Zelt zusammen. Dafür ist die Übelkeit erstmal weg. Hoffentlich war es nur das Abendessen das ich nicht vertragen habe. Gegen Nachmittag gehts mir wieder schlechter. Fühle mich hundeelend und mega schwach. Bis auf Knochenbrüche gibt es kaum was beschisseneres als Magen Darm Probleme auf dem Trail. Somit verbringe ich den Tag in meinem Zelt und hoffe das es mir bald besser geht.

Tag 15

Die Nacht war gar nicht mal schlecht. Erstmal fühle ich mich besser und ich denke das auch das Fieber, das ich wahrscheinlich hatte, weg ist. Vorsichtig probiere ich etwas Knäckebrot zum Frühstück und mache mir einen Tee. Ich gammel noch ordentlich in meinem Zelt, bis ich am Nachmittag mir an der Fjällstation ein Sandwich gönne. Tatsächlich vertrage ich das ganz gut und auch das Ei am Abend liegt ganz gut im Bauch. Morgen möchte ich dann endlich weiter. Als ich mich schlafen lege fängt es ordentlich an zu regnen. Na toll! Dann packe ich morgen ein nasses Zelt ein.