Crazy Cook - Pie Town

Die ersten Schritte sind einfach wunderbar. Die Stille der Wüste, die Weite des Landes. Großartig. Nach einer Stunde laufen, mache ich meine routinemäßige Pause. Wir haben nur 15 Meilen bis zum ersten Water Cache also kein Grund zur Eile. Ich setzte mich auf meine Matte und ziehe Schuhe und Socken aus. Alles schon ziemlich nass geschwitzt. Meine Partnerin will weiter laufen und so sitze ich allein bei einem Snack und genieße die Ruhe.
Zur Mittagspause sitzen wir wieder zusammen. Wirklich nach essen ist uns bei der Hitze nicht zumute, doch die Regeneration im Schatten tut sehr gut. Unterwegs treffen wir dann ein echt nettes Paar, Little Engine und Cheezus, beide echt verrückt. Sie haben sich auf dem Pacific Crest Trail kennengelernt und laufen jetzt den CDT zusammen.
Meiner Freundin macht die Hitze sehr zu schaffen und anstatt langsam zu gehen und sich etwas zu akklimatisieren gibt Sie Gas und will so schnell wie möglich den Water Cache erreichen. Kurz vorher sinkt sie erschöpft auf einen Stein.
Als Sie Ihre Schuhe am Water Cache auszieht zeigen sich schon die ersten heftigen Blasen. Kein gutes Zeichen. Zum Glück ist erstmal Zeit zum ausruhen. Heute laufen wir erstmal nicht weiter.
Zu viert verbringen wir einen lustigen, ersten Abend in der Wüste.

Die erste Nacht auf dem Trail. Wie immer schlafe ich sehr unruhig. Dafür kann ich Nachts den Sternenhimmel und einen vollen Mond bewundern. Am morgen starten wir vor dem Sonnenaufgang um es noch etwas kühler zu haben. In gerade mal 10 Meilen ist der nächste Water Cache. Viele Hiker gehen von hier aus über die Dirt Road die wir teilweise auch zum Trailhead gefahren sind. Wir entscheiden uns aber für den eigentlichen Weg. Der geht allerdings völlig quer Feld ein.
Schnell kommt die Sonne zum Vorschein und es wird wärmer. Obwohl ich die Umgebung sehr genieße baue ich mental doch sehr ab. Meiner Partnerin geht es bei der Wärme eher schlecht als recht und die Blasen an Ihren Füssen erledigen den Rest. Entsprechend bin ich genervt und gereizt.
Am Water cache angekommen, erwartet uns eine weite Fläche ohne Schatten. Die Sonne brennt schon wieder ganz gut und so baue ich uns aus unserem Tyvek Groundsheet ein provisorisches Sonnensegel. Gar nicht so einfach bei dem Wind. Doch letztendlich können wir uns darunter sehr gut erholen.
Zum Nachmittag hin sinkt meine Laune immer weiter und wir beschließen in einem Flussbett unser Zelt aufzubauen und den heutigen Tag zu beenden. Gerade als unsere Zelte stehen, dreht der Wind ein kleines Stück. Zum ersten mal halten die Heringe nicht im Boden und die Zelte fallen um. Mein Limit ist erreicht. Ich falle in mir zusammen.
Wir packen alles wieder ein und laufen weiter auf der Suche nach einem Windgeschützteren Fleckchen. Nach ein paar weiteren Meilen geht es mir überraschend wieder viel besser. Irgendwie hab ich jetzt meinen Frieden mit der Situation gemacht. Noch kurz vor Sonnenuntergang finden wir ein akzeptablen Zeltplatz.

Die Füße von meiner Freundin sehen so gar nicht mehr gut aus. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht bei jedem Schritt zeigt eindeutig, das das Limit langsam erreicht ist. Wir sind allerdings noch eineinhalb Tage von Lordsburg entfernt. Was also tun?
The Trail provides. Am vormittag begegnen wir einem Trial Angel. Apple hat mitten auf dem Trail ganz schön was für uns aufgebaut inkl. Sonnenschutz und Stühlen. Natürlich mit kühlen Getränken und Keksen. Und das Beste: Er ist gerade selber da. Er ist mit seinem Auto da um alles aufzufüllen. Ich wittere die perfekte Gelegenheit. Also flüstere ich meiner Freundin zu, das sie Ihn doch mal fragen könnte, ob er Sie mit zurück in die Stadt nimmt.
Ihr war der Gedanke noch gar nicht gekommen und das obwohl Sie gerade Ihre Fußsohlen versorgt die mittlerweile wie rohes Fleisch aussehen. Zum Glück nimmt Sie das Angebot an. Ich laufe mit Little Engine und Cheezus weiter. Als wäre mir ein Sack Steine von den Schultern genommen worden, fliege ich regelrecht über den Trail.
In der Nacht Zelten wir an einem Wasserspeicher für Kühe (und uns Hiker). Zu Beginn der Dämmerung kommt eine Kuh Herde vorbei und schleicht langsam durch unser Camp um etwas zu trinken. Einzeln gehen die Kühe ganz langsam an uns vorbei. Da fragt man sich wer gerade mehr Angst voreinander hat. Als die Kühe gerade wieder weg sind beginnt es auch noch zu blitzen und zu donnern. Zum Glück aber nicht direkt über uns.

Als wir langsam die Stadt erreichen beginne ich mich schon wieder unwohler zu fühlen. Nur für mich verantwortlich zu sein ist mir den einen Tag sehr gut bekommen. Und so bin ich mir nicht ganz sicher ob ich mich auf meine Partnerin freue oder nicht. Sie hat bereits ein Motel Zimmer für uns alle reserviert und so können wir erstmal alle duschen und dann das örtliche Diner stürmen und unseren Hunger stillen.
Obwohl Ihre Füsse alles andere als verheilt sind, möchte Sie gleich wieder mit auf den Trail, denn in Silver City, unserem nächsten Stop, sind Trail Days. Wenn wir also am nächsten Tag loslaufen kommen wir noch gerade pünktlich dort an. Ich sehe das allerdings als nicht möglich mit Ihren Blasen an den Füßen. Ist aber ja Ihre Entscheidung. In weiser Voraussicht schaue ich mir die Karte an und sehe das nach 12 Meilen schon ein Highway gekreuzt wird von dem es möglich wäre bis nach Silver City zu hitchen (per Anhalter zu fahren).
Es geht dann also am nächsten Tag direkt weiter. Meine Prophezeiung tritt ein. Ihre Füsse machen das noch nicht wieder mit. Am Highway halten wir also den Daumen raus und lassen uns nach Silver City fahren. Meine Laune ist mal wieder eher mäßig.
Dafür machen wir in Silver City vier Tage Pause. Dabei können die Füsse dann endlich etwas heilen.

Nach der langen Pause geht es uns beiden merklich besser. Von Silver City geht es weiter entlang des Gila River. Wobei die Formulierung „entlang“ nicht ganz stimmt. Es geht über 200 mal durch den Fluss. Und das über drei Tage verteilt. Ein Wahnsinns Gefühl dieser riesigen Schlucht zu folgen. Auch wenn das Wasser gerade morgens ziemlich frisch ist, so genieße ich die Abkühlung. Gerade mittags ist es schön sich im Fluss etwas frisch zu machen. Trüben, tut meine Freude nur mal wieder das befinden meiner Freundin. Ihr Durchblutung steckt das nicht so gut weg. Ihr Beine sterben jedesmal bis zur völligen Gefühllosigkeit ab. Dadurch ist sie entsprechend unsicher und rutsch auch schonmal aus. Bei sehr rutschigen Querungen, laufe ich zweimal um Ihr den Rucksack abzunehmen. Wirklich glücklich macht mich diese Etappe daher auch nicht.