En Hud - Katan Krater

17.12.19

In der Nacht haben sich im Gebüsch zwei Katzen mächtig in die Wolle gekriegt. Mein Tag startet um halb sechs. Ich habe einen Mückenstich unter meinem linken Fuß. Voll nervig!! Möchte heute bis an die Küste kommen. Der Trail verläuft zwar nicht ganz so schön wie gestern, genieße ihn trotzdem. Das laufen tut gut. Als ich an meiner ersten Wasser Querung ankomme, naja nicht wirklich Fluss oder so eher Regenwasser Ablauf von der Straße, rutsche ich im Matsch aus und schlittere auf dem Arsch nach unten. Jetzt sehe ich wirklich trashig aus. Zum Glück scheint die Sonne und trocknet mich schnell. Der Matsch lässt sich recht gut ab schlagen. Trotzdem schaue ich nach ob es eine Unterkunft am Tagesziel gibt. Ein Hostel liegt sehr günstig und schwupp, hab ich ein gutes neues Tagesziel. Und ne Dusche. Die Mittagspause verbringe auf einem Hügel mit einer eindrucksvollen archäologischen Ausgrabungsstätte.
Ich komme richtig gut voran. Die Sonne scheint herrlich und ich komme früh in Jisr az-Zarqa an. Ich checke schnell im Hostel ein und mache mich daran meine Klamotten und mich von den Matsch Resten zu befreien. Dann gibts ne Riesen Pizza, die leider nicht so lecker ist wie die in Safed, dafür aber halt viel.
Ab da an Ruhe ich mich einfach etwas aus. Vor den nächsten Etappen graut es mir etwas. Zu viel Zivilisation. Hoffe das es trotzdem nett wird. Muss außerdem langsam meine Water caches für die Wüste buchen. Also gehe ich nochmal die Wegstrecke durch ob auch alles passt.

18.12.19

Gut ausgeruht genieße ich noch ein gutes Frühstück aus den Pizza Resten von gestern. Dann mach ich mich um kurz nach acht wieder los. Es geht Richtung Strand.
Der Spaziergang am Strand ist wirklich schön und tut der Seele gut. Das Meer rauscht friedlich vor dich hin und unter meinen Schuhen knirschen die Muscheln. Dann geht es an einer großen Ruine entlang und am Ende komme ich an einem alten römischen Theater vorbei.
Dann gehts im wahrsten Sinne wieder auf die Straße. Nach ein paar Stunden komme ich wieder an die Küste. Kurz vorher treffe ich auf eine deutsche Wanderin aus München. Sie ist seit drei Tagen unterwegs und läuft noch etwas planlos einfach die Küste hoch. Vielleicht sehen wir uns ja in der Wüste wieder. Da will sie eigentlich unbedingt hin. Die anschliessende Zeit an der Küste ist einfach wunderbar. Das Meer hat eine sagenhafte beruhigende Wirkung. Mein Zeltplatz liegt heute direkt am Strand und nachdem ich im Supermarkt meine Einkäufe erledigt habe, schaue ich der Sonne beim versinken im Meer zu.

19.12.19

Back in Tel Aviv! Was ein Tag am Strand. Bin 30 km nur am Meer entlang gelaufen. Was ein feeling unter den Füßen im Sand zu laufen. Die Sonne hat es wieder sehr gut mit mir gemeint und mich gut gebraten. Hier wurde ich jetzt auch häufig von Israelies angesprochen ob ich den Israel Trail laufe. Das Feedback war immer sehr freudig. Auch wenn mir durch den Anblick von Tel Aviv meine Stimmung zu schwinden droht, habe keine Lust auf Stadt, so finde ich doch direkt am Trail das Spot Hostel. Das Hostel ist mal der Hammer. Und sie haben endlich eine Waschmaschine und sogar einen Trockner für mich. Da check ich doch glatt mal ein. Unweit vom Hostel gibt es sogar nen richtig guten Burger für mich. Schwupp, schwebe ich wieder auf Wolke sieben.

Ausrüstung zu flicken gehört zum kleinen Einmaleins des Thru-Hikers. Der Umgang mit Nadel und Faden ist da essenziell. Wobei ich den normalen Faden immer durch Zahnseide ersetzte. Zahnseide ist deutlich haltbarer und reißfester, lässt sich aber dennoch mit einer normalen Nähnadel gut verarbeiten. So kam sie auch heute bei meiner Seitentasche zum Einsatz. Ist doch fast wie neu.

20.12.19

Ein Tag, so richtig ohne nennenswerte Ereignisse. Im Hostel hab ich noch das Frühstück genossen und bin dem Trail dann dem Yarkon Fluß heraus aus Tel Aviv gefolgt. Recht stupides laufen einfach. Ohne wirklich was tolles zu sehen. Das ist für mich hier recht gewöhnungsbedürftig. Es gibt wirklich Tage an denen es nichts wirklich begeisterndes zu sehen gibt. Es also nur das laufen an sich gibt und ich keine tollen Aussichten zum genießen habe. Also freue ich mich heute einfach darüber unterwegs zu sein, denn sonst war heut einfach nix.

22.12.19
Nach einer richtig guten Nacht komme ich morgens um fünf gut in die Gänge. Heute ist resupply Tag. In ca. 13 Kilometern kommt die kleine Stadt Messilat Zion. Nur ein paar hundert Meter vom Trail entfernt liegt der Supermarkt. Er ist wirklich gut ausgestattet und ich finde alle meine Lieblingssachen. Ich darf sogar mein Handy und Powerbank aufladen. Nach dem kurzen Shopping Ausflug gehts weiter Richtung Zuba. Auf dem Weg dorthin kann ich mir mal wieder aussuchen ob ich der neuen Markierung des Trails Folge, oder dem alten, der auf meiner App gekennzeichnet ist. Der neue läuft über Asphalt. Also leichte Entscheidung und ich folge dem alten Trail durch eine schöne tiefe Schlucht. Hat sich auf jeden Fall gelohnt. Mein Zelt schlage ich auf einem Picknick Platz unweit der Stadt auf und genieße den Sonnenuntergang. Danach heißt es Zeit im Zelt totschlugen. Dunkel ist es um kurz nach fünf. Bis ich schlafen will wird also gelesen, geschrieben und Filme geschaut. Ein hoch auf die Erfindung des Smart Phone.

23.12.19

Ein Tag vor meinem Geburtstag.

Ab hier lege ich ein paar Tage eine schreib Pause ein und genieße den Trail nur für mich. Nicht böse sein bitte. Manchmal hab ich einfach keine Lust. 🙂 Ich fasse eigrob zusammen.

27.12.19

Arad. Das Tor und die letzte Stadt vor der Wüste. Heute hat es fast die ganze Zeit geregnet und gestürmt wie an der Nordsee. Die letzten Tage waren einfach super. Ich weiß hab lange nichts davon geschrieben. Einen Tag vor Weihnachten laufe ich durch Jerusalem. So wie ich halt bin: schnell rein und wieder raus. War auch keine schlechte Idee. Der Trail wurde anschließend unglaublich schön. Wieder einmal teste ich eine natürliche Quelle. Das Wasser sah super klar aus. Ich filterte es natürlich trotzdem. Leider ließ der Geschmack wie jedesmal sehr zu wünschen übrig. Es blieb ein recht chemischer Geschmack im Wasser. Nochmal teste ich sowas nicht.
Ich nehme richtig Tempo auf und trotz der kurzen Tage hier laufe ich immer um die 35 Kilometer pro Tag. In den kleinen Supermärkten, in denen ich immer meine Vorräte auffülle, kann ich auch mein Handy und meine Powerbank aufladen. Sehr praktisch.
Kurz bevor ich Kibbutz Dvir erreiche, treffe ich auf eine andere Wanderin. Sie heißt BeBe und ist vor 28 Jahren nach Israel gekommen und hat hier geheiratet. Ursprünglich kommt sie aus Belgien. Sie wandert immer mal wieder eine Woche auf dem Trail. Sie hat allerdings noch nicht den Wetter Bericht gelesen, der Sturm und Regen ankündigt. Da ich über einen Trail Angel eine Unterkunft in Kibbutz Dvir habe, nehme ich sie einfach mit. Während es draußen immer stürmischer wird sitzen wir in dem kleinen Zimmer bei Tee und Datteln zusammen und quasseln aus unserem Leben.
Obwohl es immer noch stürmt laufen wir am nächsten Tag weiter. Es ist schön mal nicht allein zu sein und sich immer mal wieder ein bisschen zu unterhalten. Gut durchgepustet kommen wir am Forrester Haus an. Leider bekommen wir dort keine Unterkunft, dafür aber Wasser und bauen auf einer flachen Stelle unsere Zelte auf. Heute Nacht wird es regnen. Und das tut es dann auch. Drei Stunden gießt es wie aus Kübeln und entsprechend laut prasselt der Regen aufs Zelt.
Doch am Morgen ist der spuck vorbei, das Zelt sogar wieder trocken.
Es ist Sau kalt am Morgen und nach wenigen Stunden fängt es zum Sturm auch ordentlich an zu regnen. Die letzten Stunden auf dem Weg nach Arad werden wir ordentlich nass. Der Trail hat sich in eine Rutsch Partie verwandelt.
In einer regen Pause kommen wir an kleinen Beduinen Dörfern vorbei. Leider bemerken uns die Hunde. Sechs Stück verfolgen uns laut kläffend und immer wieder nach uns schnappend. Wir wären uns mit unserem Trekking Stöcken und werfen mit Steinen. Dann schleicht sich einer von hinten an mich ran und beißt mir tatsächlich leicht in die rechte Wade. Völlig erstaunt ziehe ich dem Köter eins mit den Stöcken über. Zum Glück hat er nur leicht zugebissen und ich hab nur zwei kleine Löcher in der Haut. Nach dem wir die Viecher endlich los sind desinfiziere ich erstmal die kleinen Wunden. Ich freue mich innerlich, das ich alle Impfungen auf dem neuesten Stand hab. Der Schrecken sitzt erstmal tief. Ich werde ab sofort nicht mehr so zimperlich mit den Hunden hier umgehen….
Endlich in Arad angekommen hört es auch auf zu regnen. Am Busbahnhof trennen sich unsere Wege. BeBe fährt nach Hause und ich checke im Hostel ein. Ich hole mir noch schnell ne Pizza und ein paar Sachen aus dem Supermarkt. Um drei Uhr schließt nämlich alles. Der Schabbes beginnt.
Ich freue mich auf einen ruhe Tag.

29.12.19

Aufbruch in die Wüste. Ich verlasse das Hostel um kurz nach sieben und steuere den ersten Supermarkt an. Ich brauche tatsächlich mehrere davon um alles für die nächsten dreieinhalb Tage zu finden. Ich schüttle noch mal meine Gaskartusche und beschließe das da noch genug drin ist für die Tage. Dann verlasse ich um neun die Stadt. Der Trail folgt zunächst einem Flussbett parallel zur Straße. Dennoch wirkt alles sofort etwas gedämpft. Nach einem anstrengenden Aufstieg mit toller Aussicht komme ich noch an ein paar Beduinen Dörfern vorbei.
Dann verschluckt mich die Wüste.
Endlich wird alles um mich herum ganz still. Nur meine Schuhe knirschen auf dem steinigen Boden. Ein tolles Gefühl. Die Temperatur ist perfekt und die Sonne strahlt. Ich steige wieder in ein Flussbett hinab dem ich bis zu meinem Nacht Camp folgen werde. Immer wieder kommen ein paar kleine Kletterpartien ins Spiel. Am Rand des Flussbettes begleiten mich drei Kamele, oder Dromedare?, was war nochmal das mit nur einem Höcker?
Naja, auf jeden Fall werde ich von diesen schönen Tieren genau beäugt. Nach der Mittagspause begegne ich dem Rest der Herde. Sie lassen mich genau so in Ruhe wie umgekehrt.
Nach 23 Kilometern komme ich schon um 14:30 Uhr an meinem Camp und Water Cache an. Campen ist hier nur in Night camps erlaubt. In so fern sind die Abschnitte ein wenig fest gelegt. Ich fülle meinen Wasser Vorrat auf und lasse den Tag gemütlich im Zelt ausklingen. Morgen kommt eine größere Etappe auf mich zu.

30.12.19

Die Nacht hat tierisch gestunken. Kennt ihr den Geruch einer gärenden Bio-Tonne? Dieser Geruch wehte die ganze Nacht in mein Zelt. Auch war die nahegelegenen Straße nicht sehr ruhig. Dafür wurde ich beim nächtlichen austreten mit einem Wahnsinns Sternenhimmel belohnt. Die Nacht war auch die bisher kälteste.
Am Vormittag wurde die schöne Stille der Wüste häufig durch Düsenjäger durchbrochen. Naja, Militär gehört halt dazu. Nachdem ich am Water Cache Wasser aufgefüllt habe geht es Richtung Krater. Der Aufstieg zum Rand war schon spektakulär. Die Aussicht über die gesamten Ausmaße sind einfach… ohne Worte… gigantisch oder so. Ich steige in den Krater ab und kraxle auf der anderen wieder raus. Und das ist echt mal nix für schwache Nerven. Selbst ich wünsch mir da gelegentlich eine Sicherung. Bei mehr Wind oder Nässe, ist das definitiv lebensmüde.
400 Meter von meinem Night Camp entfernt, hinter dem Kraterrand, gibt es einen Wassertank. Der Zeltplatz selber ist auch diesmal sehr unschön bzw. Gerade im Bau. Ich laufe mehrmals alles ab bevor ich einen halbwegs windgeschützten Platz auf dem Plateau finde, der auch flach ist.
Nach 38 Kilometern Heute und diesen mega Klettereinlagen, freue ich mich auf meinen Schlafsack. Ich bin gerade dabei mein Abendessen zu genießen und bin dabei in einen Film auf meinem Smartphone vertieft. Ich erschrecke mich so dermaßen! Ein Wolf steht direkt vor meinem Moskitonetz und drückt seine Schnauze dagegen. Er will etwas von meinem Essen haben. Riecht wohl gut. Nach lautem Gebrüll und vielem in die Hände klatschen zieht er seinen Rückzug an. Natürlich kommt er mich innerhalb der nächsten Stunde noch mehrmals besuchen um zu sehen ob da nicht doch was für ihn abfällt. Mein Herz ist ganz schön in die Hose gerutscht. Heute Nacht schließe ich mein Zelt lieber komplett. Es scheint zu helfen. Der Wolf kommt in der Nacht nicht nochmal vorbei.