Meile 1371 bis 1818 Mazama Village

Ca. 10. bis 29. August 2017

Ich wache wie immer sehr früh auf und packe meinen Kram flott zusammen. Als ich mich Richtung Store aufmache komme ich am Camp von Mile Stone vorbei. Sie läuft zusammen mit Lighthouse. Wir kommen alle müde ins quatschen. Auch Mile Stone hat ein Paket im Post Office und wartet auch noch darauf das es öffnet. Also gehen wir erstmal zu dritt ordentlich Frühstücken. Wenn ich etwas am amerikanischen Essen wirklich zu lieben gelernt habe, dann ist es das Frühstück. Pan Cakes, Eier, Hash Browns….hach einfach herrlich. Nach dem Frühstück läuft Lighthouse schon weiter. Während Mile Stone und ich zurück zum Post Office gehen um unsere Pakete zu holen.

Gemeinsam laufen wir los. Auch wenn wir an unterschiedlichen Orten Zelten, werden wir doch eine ganze Zeit lang zusammen laufen.

In Castella treffen wir auch wieder auf Lighthouse. Auf dem Campingplatz hat sich eine fröhliche Hiker Runde gebildet und am Lagerfeuer bei Pizza und Bier werden die neuesten Geschichten ausgetauscht. Mile Stone, Lighthouse und ich bilden mittlerweile eine nette Gruppe und so fassen wir einen Plan. Die nächste Etappe führt uns nach Seiad Valley. Das sind 150 Meilen (ca. 225 km). Die wollen wir in vier einhalb Tagen schaffen, damit wir noch am Samstag Vormittag ankommen. Denn das Post Office macht dann zu. Und wir möchten nicht einen Zwangs Ruhetag einlegen müssen. Also beschließen wir jeden Tag 33 Meilen zu laufen, um es rechtzeitig zu schaffen. Das wird ganz schön in die Beine gehen zumal es mit einem satten Anstieg losgeht. Die ersten 15 Meilen geht es erstmal nur bergauf.

Wir legen ein Wahnsinns Tempo vor und tatsächlich halten wir das sogar durch. Doch dann Stoppt uns eine Naturgewalt. Der erste Waldbrand liegt genau auf unserer Route und der Trail wurde bereits gesperrt. Da hilft nichts. Wir müssen runter vom Trail und irgendwie um das Feuer herum. In Etna verbringen wir eine Nacht. Mile Stone lässt sich von dort aus zu Ihrem Freund bis nach Portland fahren. Sie wollen zusammen die Sonnenfinsternis in Oregon anschauen. Lighthouse und ich organisieren uns einen Hitch bis Seiad Valley. Die absolut coole Frau die uns mitnimmt ist früher mit dem Rucksack durch Europa getourt und revanchiert sich jetzt für ihr gutes Hitch Hiking Charma. Sie ist damals in Frankreich verhaftet worden, da Sie nicht nur in Autos mitgefahren ist sondern auch auf Züge aufgesprungen ist. Ziemlich krasse Frau.

Durch die schnelle Autofahrt haben wir natürlich kein zeitliches Problem mehr und kommen ganz entspannt in Seiad Valley an. von dort aus geht es erst einmal durch viel Rauch weiter über den Trail. Das Feuer ist größer geworden und die Rauchschwaden machen das Atmen zu einer kratzigen Angelegenheit. Dann überqueren wir endlich die Grenze von Kalifornien nach Oregon. Es ist so schön Kalifornien endlich geschafft zu haben. Der größte Bundesstatt liegt hinter uns. Gefühlt geht es jetzt nur noch bergab. Nicht weit hinter der Grenze geht es für uns nach Ashland. Dort wird der nächste logistische Wahnsinn auf uns warten. Von hier versende ich für ganz Oregon und Washington meine Resupply Pakete.

Wir kommen pünktlich in Ashland zur Sonnenfinsternis an. In der ganzen Stadt stehen die Menschen auf der Strasse und schauen mit den spezial Brillen in die Sonne. Ein unglaubliches Spektakel. Vor dem Postamt hat uns netterweise eine Frau eine solche Brille geschenkt. So können wir mit gucken. Den Rest des Tages verbringen Lighthouse und ich damit einzukaufen. Wir laufen immer zwischen Supermarkt und unserem Motel Zimmer hin und her. Denn mit einem Gang wäre soviel zu Essen nicht zu tragen gewesen. Die Kassierer fragen bei solch einem Essverhalten schonmal was man da vorhat. Und kaum erwähne ich den PCT steht die ganze Schlange still und ich werden mit Fragen bombardiert. Die Leute hören gespannt zu und kommen aus dem staunen gar nicht mehr heraus.

Kaum haben wir alles Essen auf die jeweiligen Pakete verteilt schleppen wir gemeinsam alles zum UPS Store der glücklicherweise direkt gegenüber vom Motel ist. Und nach einer Nacht im Motel geht es auch schon wieder weiter auf den Trail. Langsam ist das Ziel zum greifen nahe. Oregon wird überall als sehr flach beschrieben und das wir dort sehr schnell vorankommen. Naja… flach ist das definitiv nicht. Ich als Nordlicht weiß wie plattes Land aussieht. Schnell voran kommen wir dennoch. Denn nach drei Monaten auf dem Trail sind wir ganz schön fit.

Kurz bevor wir Mazama Village erreichen müssen wir den Trail wieder frühzeitig verlassen. Ein weiterer Waldbrand versperrt uns den Weg. Wir müssen eine Ersatz Route nehmen und dann von einer Strasse noch 20 Meilen hitchen um Mazama zu erreichen. Die Detour führt uns sehr lange auf einer völlig unbefahrenen Straße entlang, ein sogenannter Roadwalk. Und als wir endlich an der eigentlichen Strasse ankommen von der aus wir weiter hitchen können kommt von hinten ein Pick up Truck angerauscht. Auf der Ladefläche fünf andere Hiker, denen es erspart geblieben ist stundenlang auf der Straße zu laufen. Lighthouse und ich rollen gleichzeitig mit den Augen. Es ist bereits sieben Uhr Abends und die Strasse ist nun wirklich nicht viel befahren. Sieben Hiker wollen noch weiter. Das wird nicht einfach. Nach fast einer Stunde hält auf der anderen Straßenseite eine Frau mit einem kleinen Toyota Prius an und fragt uns, über die Straße rufend,  wo wir hinwollen. Obwohl sie eigentlich in die entgegengesetzte Richtung fährt, wendet Sie und bietet uns an uns hinzufahren. Es ist unglaublich wie freundlich die Menschen hier zu uns Hikern sind. Als sie uns alle sieben sieht, zuckt sie nur mit den Achseln und meint:“ Wenn ihr alle in den Waagen passt, nehm ich euch alle mit.“ Und das Tetris spiel beginnt. Wir zwängen uns alle in den Waagen. Sieben Hiker, sieben Rucksäcke und vierzehn Trekkingstöcke in einen kleinen Prius bei dem der Kofferraum schon voll war und auf dem Rücksitz noch zwei Paletten Gatorate stehen. Das Erste was wir schnell machen ist, die Fenster zu öffnen. Der Hiker Duft wird schnell ziemlich stark. Ein Mitwanderer passte nicht mehr ganz mit rein und schaute mit seinem Oberkörper aus dem Beifahrerfenster. Auf dem Rücksitz saßen nun vier Hiker, mit angewinkelten Beinen, zusammen mit sieben Rücksäcken und den Trekkingstöcken. Die drei anderen teilten sich den Beifahrersitz. Die Frau stieg locker ein und fuhr langsam los. Aus Spaß scherzten wir was wohl die Highway Patrol sagen würde. Jetzt dürft Ihr dreimal raten was nach nicht mal der hälfte der Strecke passierte. Die Polizei hielt uns an. Da wir schon alle ziemliche Krämpfe und diverse Lachanfälle hatten, wollten wir während der Kontrolle schnell aus dem Auto steigen um uns zu erholen. Doch das geht in den USA nicht! Der Polizist brüllte mit der Hand an der Waffe.:“Bleibt alle im Auto!!“ Nachdem wir gehorchten und er sich die Papiere der Frau zeigen ließ hatte er zum Glück erbarmen und lies drei von uns aussteigen. Die Frau bekam tatsächlich nur eine mündliche Verwarnung, doch durfte Sie nur die erlaubten vier Passagiere wieder mitnehmen. Die anderen drei wurden zum Glück schnell von einem weiteren Auto mitgenommen. So kamen wir alle 30 Minuten bevor die Küche des Restaurants schloss in Mazama an und bekamen noch was zu essen.

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