Meile 181 bis 566 Tehachapi

Ca. vom 18. Mai bis 8. Juni 2017

Nach einem erholsamen Tag geht es zusammen mit meinen neuen Socken und Schuhen zurück auf den Trail. Meiner Achilles Sehne tat der Tag Pause auch mehr als gut. Sie tut nämlich nicht mehr weh. Jeah! Gefühlt bin ich, jetzt wo FlowerMan vorgegangen ist, das erste Mal richtig allein auf dem Trail unterwegs. Bei herrlichem Sonnenschein mache ich mich also wieder auf die Socken und fühle mich so großartig. Gute Laune und das Gefühl absoluter Freiheit tragen mich flott voran durch eine schöne Berglandschaft vorbei an diversen Wasserfällen die über den Trail fließen.

Die Weite des Landes ist nicht wirklich zu erfassen, nach jedem Schritt denke ich das es doch bald schöner nicht werden könnte und doch, bis zum letzten Tag schafft es der PCT mich zu überraschen. Das nächste Stück ist wirklich heiss und trocken. An den Wasserstellen trinke ich so schnell das kühle Nass hinunter wie es nur geht. Ich laufe auch durch das erste Waldbrand Gebiet. Die schwarzen Bäume ragen wie überdimensionierte Zahnstocher aus dem Boden.

Mein nächster Stop ist die Stadt Big Bear. Bevor ich den Highway der zur Stadt führt erreiche bekomme ich sogar ein schwaches Handy Signal. FlowerMan hat die Stadt nur ein paar Stunden vor mir erreicht und hat mir eine Nachricht hinterlassen in welchem Motel er ist und das wir uns das Zimmer gern teilen können. Nur wie so schnell vom Trial in die Stadt kommen. Den Highway hab ich leider erst am Abend erreicht und es ist kaum Verkehr. Wie gut das es Trail Angels gibt. Am Highway steht ein Schild mit einer Handy Nummer für uns Hiker die wir gerne anrufen können, wenn wir jemanden brauchen der uns in die Stadt fährt. Gesagt getan und nur 20 Minuten später sitze ich im Auto von Mountain Mama und werde in die Stadt gebracht.

In Big Bear läuft der übliche Rythmus ab. Erstmal Wäsche waschen und den Resupply für die nächste Etappe einkaufen. Da wir uns gemeinsam in Big Bear einen Zero Day leisten stromern wir auch etwas durch die Stadt. Als wir am Hostel Hallo sagen gehen, lernen wir auch den Besitzer kennen einen Rammstein Fan namens Serge…. Als wir nur kurze Zeit später weiter schlendern fährt er mit einer Bande Hikern in seinem Auto an uns vorbei und brüllt über die vier spurige Straße ein lautes :“HIKER TRASH!!!!“ zu uns. Nun mittlerweile verstehe ich den Sinn dieser Worte. Ich stand mittlerweile ja mal vor einem Spiegel….

Als wir Big Bear wieder verlassen, haben wir eine Österreicherin aufgelesen die sich uns anschließt, gemeinsam bekommen wir einen netten Ride aus der Stadt. Die Frau erzählt von Ihrem Sohn der als Fire-Fighter gegen Waldbrände kämpft. Ein absoluter Action Job. Meinen Respect für diese Menschen. Tatsächlich werde ich Ihren Sohn kennenlernen. In Oregon werde ich auf ein Fire Fighter Camp treffen und so klein wie die Welt ist sitzt dort genau dieser Sohn.

Die Strecke nach Wrightwood ist gefühlt eine der trockensten. Mit 6 Liter Wasser laufe ich an manchen Tagen von einer Wasserstelle los und komme fast ausgetrocknet am Highway an, der in die Stadt führt. Glücklicherweise bekomme ich schnell einen Ride und falle direkt über die Tankstelle her. Den Supermarkt auf der anderen Straßenseite habe ich noch gar nicht wahrgenommen so durstig bin ich. Wrightwood bereitet sich auf den Memorial Day vor der morgen stattfindet. Überall hängen Girlanden und natürlich die Amerikanische Flagge. An jedem Haus hängen gefühlt drei davon.

Aus Wrightwood geht es über Mt. Baden Powell weiter. auf dessen Gipfel eine einsame Amerikanische Flagge weht. Die Aussicht ist fantastisch und ich lege eine schöne Pause auf dem Gipfel ein. Der nächste Abschnitt verspricht wieder heiss zu werden und dazu lauf ich auch noch an der Strasse entlang. Doch es läuft sich flott weiter denn in ein paar Tagen komme ich bei den Saufley´s an. Die wohl am zweit bekanntesten Trail Angel die ein zweites Haus nur für uns Hiker haben und uns bei sich im Garten schlafen lassen. Zusätzlich kümmern sich die beiden um die Wäsche und haben ein Hiker Paradies bei sich im Garten erschaffen. Ein Stop ist ein muss.

Der Aufbruch von einem solchen Ort fällt mir sehr schwer. Vor allem, weil es noch einmal an Temperatur zugelegt hat. Und so laufe ich weiter mit viel Staub unter den Füssen gen Norden. Mitten in der Wüste liegt Hiker Town. Da hat jemand mitten in der Wüste auf einem Grundstück eine Westernstadt nach gebaut und lässt uns Hiker dort pausieren. Ein Shuttle fährt zwischen Hiker Town und einem nahe gelegenen Café mit einem kleinen Store und so gibt es dort auch was leckeres zu essen. Wie bei mir üblich einen Burger oder waren es doch drei?

Nach Hiker Town liegt das Los Angelas Aquädukt vor mir. Ein künstlich angelegter Kanal der das Wasser aus den Bergen in die Stadt fließen lässt. Ich kann das Wasser praktisch fließen hören und komme doch nicht ran und das bei 38 Grad im Schatten. Nur von dem gibt es keinen.

Jetzt zeigt sich die Wüste wirklich als sandige Wüste wie ich sie mir vorgestellt habe. Das laufen wird unglaublich anstrengend. Ich mache zwei Schritte und der feine Sand drückt mich immer einen halben wieder zurück. Und das bei einer Hitze die ich mir vorher nicht einmal vorstellen konnte. Das Wasser ist knapp und es gibt nur wenig Nachschub. Also ist der Rucksack wieder mit gut 6 Litern beladen. Trotz der Strapazen liebe ich die Wüste.

Dann komme ich endlich am Highway an der nach Tehachapi führt. Dort haben sich gleich zwei Trail Angel versammelt um uns mit einem tollen Frühstück zu empfangen und uns dann in die Stadt zu fahren. Dort werde ich unfreiwillig eine ganze Woche verbringen. Auf dem Trail geht ein Magen Darm Virus um. Und ich bleibe nicht verschont. Mit ca. 100 anderen Hikern  die alle im selben Hotel sind liege ich völlig flach und behalte für drei tage nichts in mir. Am vierten Tag wird es endlich etwas besser und ich fange langsam an wieder feste Nahrung zu mir zu nehmen. Ich bin völlig ausgelaugt. An aufgeben denke ich dennoch nicht. Nach sieben Tagen mache ich eine kleine Test Wanderung ohne Rucksack um zu sehen wie stabil ich wieder auf den Beinen bin. Und beschließe mich wieder auf den weg zu machen.

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